Mit guter Vorbereitung gilt: Irren ist menschlich!
Effizienz und Redundanz sind keine unüberwindbare Gegensätzlichkeit
Und gleichzeitig für Start-ups wie für Bergsteiger unverzichtbar. Dies wurde mir bewusst, als ich meine erste Bergtour auf einen Viertausender plante und überlegte, wie ich da hochkommen könnte. Sofort wurde mir klar, dass ich nicht für alle Eventualitäten packen konnte. Selbst wenn ich wollte, hätte ich es niemals alleine den Berg hinauftragen können (Effizienz), aber alles, was ich zurücklasse, fehlt mir, wenn ich es brauche (Redundanz).
Eine genaue Planung scheiterte bereits am unvorhersehbaren Wetter, vor allem aber an meiner fehlenden Routine. Ich wagte mich auf neues Terrain, für welches ich weder das Wissen noch die Erfahrung hatte.
Es gilt den Berg zu erklimmen
Hier schließt sich für mich die Analogie zu Start-ups, die mit neuen Produkten auf neue Märkte drängen. Sie müssen sich das neue Wissen und Können erst erarbeiten, lernen und trainieren. Was uns am Berg so selbstverständlich scheint, verlieren wir im Unternehmen völlig aus dem Blick.
Wir tun gerade so, als hätten wir die unbekannte Situation im Griff, planen Ressourcen und versuchen den Plan mit KPIs und Milestones treffsicher in Erfolge zu münzen. Doch wenn es für neue Märkte noch kein Wissen gibt, muss eine gewissenhafte Vorbereitung das A und O sein. Beim Bergsteigen ist „skin in the game“ es geht immer um die eigene Haut. Genau wie bei einem Start-up, wo es zwar „nur“ um Geld, aber zumeist richtig viel fremdes Geld geht: Auch hier geht es um Verantwortung.
Gute Vorbereitung erlaubt Fehler, verhindert aber Fehlschläge
Vorbereitung bedeutet für mich – egal ob in der Beratung oder auf dem Mont Blanc – immer einen validen Plan „B“ zu haben. Den nächsten Schritt gehe ich nur aus einer gesicherten Position. Für Start-ups bedeutet es z. B. erst dann zu skalieren, wenn das Geschäftsmodell sicher validiert wurde und bereits die nötigen Strukturen für die Skalierung konzipiert und eingeleitet wurden. Doch wie bewahrt sich ein Gründerteam trotz langer, harter täglicher Arbeit den objektiven Blick zu erkennen, wann es eine Iteration, eine Veränderung braucht? Gerade in Momenten ohne klare Marktsignale und ohne Redundanz ist das ein schwieriges Unterfangen, vor allem unter Zeitdruck aufgrund von vielen gleichzeitig zu lösenden Aufgaben.
Mehr als eine Perspektive
Redundanz und Diversität im Start-up-Team helfen, vergleichbare Situationen mit anderer Erfahrung und aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Das Team kann diese dann ggf. mit dem objektiven, externen Blick eines Coachs reflektieren und die beste Lösung umsetzen. Den Raum für eine solche zweite, kritische Meinung zu öffnen und die Ressourcen, Strukturen so zu organisieren, dass sich das Team immer und zu jeder Zeit überdenken und neu fokussieren, einen Plan „B“ generieren kann, erachte ich als die wichtigste Führungsaufgabe in Unternehmen und auch in der Seilschaft am Berg!