Human Centric Finance ein bisher fehlendes Frühwarnsystem für Unternehmenskrisen

Month: Oktober 2025

Krisenfrüherkennung, eine Kernkompetenz in dynamischen Märkten

Das klassische kosteneffiziente Unternehmensmodell eine Krisenursache?

Der beschleunigte Wandel in der Marktwelt wird auch zukünftig der Dauerzustand für nahezu alle Unternehmen bleiben. D. h. zunehmende globale disruptive Trends, politische und makroökonomische Turbulenzen konfrontieren die Wirtschaft mit umfassenden, teilweise bislang nicht dagewesenen Herausforderungen und bedrohen bislang erfolgreiche Geschäftsmodelle oder ganze Branchen.

Das aktuelle Phänomen ist kein Neues, ggf. nur in seiner Konzentration und Ausprägung intensiver. Externe Veränderungen und Bedrohungen gab es schon oft und führten bisher zu strategischen Veränderungen in Unternehmen. Neu ist jedoch, dass Unternehmen in den vergangenen Jahren extrem erfolgreich wurden, weil sie sich effizient, prozessual aufgestellt haben. Die „gut geölte mechanische Maschine“ wurde professionalisiert, aber ein solches System kann nicht auf Veränderungen reagieren, sondern zerbricht daran. Konkret werden Marktveränderungen nicht nur zu spät erkannt, sondern auch die strategische Anpassung dauert viel zu lang, bzw. gelingt in dem völlig verfestigten System gar nicht mehr.

 Die systemtheoretische Perspektive in der Krisenverursachung

Je später ein Unternehmen auf eine Bedrohung aus dem veränderten Marktumfeld, einer neuen Technologie oder politischen Rahmenbedingungen reagiert, desto teurer und zugleich schwieriger werden die optionalen Mitigationen. Einerseits arbeitet das Unternehmen entlang der unpassenden Strategie weiter, verbraucht noch vorhandene finanzielle Mittel, die später fehlen bzw. schwieriger und teurer wiederbeschafft werden müssen und verliert andererseits Bestandskunden und gleichzeitig Vertrauen zu Mitarbeitern, Finanziers und Gesellschaftern/Geschäftsführung, sodass es immer schwieriger wird, eine Lösung zu erzielen.

In den bestehenden Finanzsystemen gibt es dafür keine Lösung

Wie kann man der gewissenhaften Verantwortung als Finanzleiter nachkommen, wenn die Daten und Analysen der Vorjahre aufgrund der hohen Dynamik nur ganz geringe Anhaltspunkte für die Planung der Zukunft geben? Genau das wird im Artikel Human Centric Finance ein bisher fehlendes Frühwarnsystem detailliert aufgezeigt.

Jede Unternehmenssituation ist die Summe der (nicht) getroffenen Entscheidungen. 

Damit ist auf den Ursprung des Wortstamms „Krisis“ in dem Verständnis „Entscheidung“ zurückzugehen und man gewinnt so eine ganz neue Perspektive zur Analyse und verbesserten Lösung für Unternehmenskrisen. Wie bereits im ersten Beitrag dieser Beitragsreihe formuliert, sind die klassischen betriebswirtschaftlichen Krisenstadien nur Symptome, denen als Ursache, Systeme zugrunde liegen, die keine besseren Entscheidungen und Reaktionen auf Marktveränderungen zugelassen haben.

Deshalb sollte man die Managementpraktiken, die Führung und Organisationsstruktur sowie die strategische Ausrichtung fokussieren und analysieren, ob das Unternehmen schnell genug auf neue Technologien bzw. auf ein sich veränderndes Marktumwelt oder Kundenbedürfnisse reagieren kann, um den Entscheidern frühzeitig einen besseren Lösungsraum öffnen zu können. Dabei referenziert die Analyse immer zum Markt- und Produktumfeld des Unternehmens sowie seiner Wertschöpfung, denn es gibt kein „one size fits all“ für alle Unternehmen, Branchen und Märkte.

Krisenfrüherkennung setzt an den Menschen an

Zur Identifikation potenzieller Risiken für die Unternehmensentwicklung ist eine ganzheitliche Analyse des Unternehmens notwendig, denn eine Krise selten monokausal verursacht. Mit der betriebswirtschaftlichen Perspektive gilt es, das eigene Unternehmen, seine Positionierung in der Branche und im Marktumfeld zu betrachten.

Selbst wenn man alle Daten kennt, lassen sich daraus keine verlässlichen Informationen und Entscheidungen ableiten, die eine wirtschaftlich erfolgreiche Entwicklung garantieren. Das Wissen, die Erfahrungen und die im Unternehmen etablierten Verhaltensmuster bestimmen auch, wie die Individuen und damit ein Unternehmer die Welt sieht, wie Informationen interpretiert und Veränderungen bewertet und damit, ob es gelingt, das Unternehmen an sich teilweise nur ganz langsam abzeichnende und dann sehr schnell etablierte neue Technologien anzupassen.

Gerade wenn Unternehmen sehr effizient aufgestellt sind, eine Matrix- oder nach Funktionen aufgeteilte arbeitsteilige Leistungserstellung etabliert haben, bleibt ihnen wenig Zeit und auch keine organisationale Möglichkeit neue bzw. verschiedene Perspektiven einzubinden. Dann reproduzieren die besten Analysetools kontinuierlich dieselben Ergebnisse und leiten ein Unternehmen auf eine „schiefe Bahn“, das sich dann wiederum als ein Unternehmen zeigt, dass trotz bester Bemühungen die Krise zu spät erkannt hat.

 

Human Centric Finance – Krisen früh erkennen und wirksam überwinden

 

In den bestehenden Finanzsystemen gibt es dafür keine LösungEs braucht Vielfalt und Redundanz in dynamischen Situationen, um Verfestigungen zu verhindern, wirksamere Entscheidungen zu treffen und so auch im Wortsinn Bedrohungen zu erkennen, d. h. Krisen zu verhindern. Die Art und Weise, wie Unternehmen Entscheidungen treffen, zusammenarbeiten und Informationen verarbeiten, kann einerseits erklären, weshalb sich Unternehmen trotz der für alle verfügbaren Daten und der seit Jahrzehnten bekannten Tools so unterschiedlich entwickeln und andererseits eine wichtige zusätzliche Perspektive zur proaktiven Krisenfrüherkennung sein, die bisher zu wenig Beachtung findet.

Human Centric Financ ist ein selbst entwickeltes Diagnose- und Steuerungsinstrument, das Unternehmen und Beratern hilft, genau diese Analyse und Führungslücke zu schließen, sodass Unternehmen nachhaltig besser mit dynamischen Marktveränderungen umgehen können, ohne an Effizienz zu verlieren.


Der Mensch als Unterschätzer Erfolgsfaktor in dynamischen Märkten

Month: Oktober 2025

Sanieren mit System: Warum klassische BWL heute nicht mehr reicht

Von stabilen Zyklen zur Hochdynamik 

Während die betriebswirtschaftliche Lehre auf Effizienz, Planbarkeit und Steuerungsroutinen setzt, erleben viele Unternehmen, dass diese Instrumente im dynamischen Umfeld an Wirkung verlieren, weil sich die Daten aus der Vergangenheit nur sehr limitiert in die Zukunft entwickeln lassen. Die Früherkennung von sich abzeichnenden Krisen wird in einer Zeit von Stapel- oder Polykrisen essenziell für Unternehmen und deshalb ist eine zweite, zusätzliche in die Zukunft gerichtete Perspektive zur Krisenanalyse sehr wichtig, um die bisher dominante retrograde Zahlenanalyse zu ergänzen. Wie die Systemtheorie dafür den passenden Rahmen liefert, wird detailliert in meiner Artikelserie in der NWB Ausgabe Sanieren & Restrukturieren beschrieben.

Klassische Sanierung reicht nicht mehr  das zeigt der Blick auf die Krisendynamik

Man darf es sich an dieser Stelle nicht zu einfach machen und annehmen, das irgendjemand einfach ein schlechter Unternehmer geworden ist, ihm nur Kompetenzen fehlen oder er bewusst falsche Entscheidungen trifft bzw. sich gegen notwendige Veränderungen stellt.
Auch wenn sich das für uns als externer Berater manchmal ganz „objektiv“ so zeigen mag, müssen wir davon ausgehen, dass jeder in der Situation versucht hat, die aus seiner Sicht beste Entscheidung zu treffen. Es lohnt sich zu eruieren, weshalb das Unternehmen trotzdem in eine Krisensituation geraten ist.

Einen Grund sehen wir in der reduzierten Linse der klassischen Diagnostik. Die Plan/Ist-Abweichung zeigt zwar, dass es schlecht läuft, aber nicht, warum. Die Frühwarnsysteme orientieren sich meist an finanziellen Kennzahlen. Diese bilden jedoch vergangenheitsbezogene Größen ab, während die Entstehung der Krise weit früher beginnt – mit darunter liegenden Mustern von Kommunikation, Entscheidungsqualität und Organisationsdynamik, oft mit dysfunktionaler kultureller Trägheit oder Führungsschwäche.

 Die systemtheoretische Perspektive in der Krisenverursachung

Bisher fehlte jedoch ein Diagnoseinstrument, um ein an der Informationsverarbeitung ansetzendes Frühwarnsystem zu etablieren, das direkt und vorausschauend an den Führungs-, Management- und Organisationsaspekten ansetzt und rechtzeitig eine Transformation oder Restrukturierung anzeigt. Während klasische Modelle nach Ursachen z.B. Absatzrückgang und Wirkungen (z. B. Gewinneinbruch) suchen, interessiert sich die Systemtheorie für die Prozesse dazwischen: Wer spricht mit wem worüber – und worüber nicht? Welche Informationen werden verarbeitet, welche ignoriert? Wie wird entschieden – durch Regeln, durch Macht, durch Gewohnheit?

Mehr als eine Perspektive

Die systemtheoretische Analyse schaut nach vorne und analysiert proaktiv die wirklichen Ursachen und eröffnet mithin für alle Beteiligte günstigere und weitere Lösungsräume. Krise ist nicht der Moment der ökonomischen Schieflage, sondern der Moment, in dem das System seine Lern- und Anschlussfähigkeit verliert. Eine Krise ist kommunikativ – nicht monetär. Krisen entstehen aus dieser Perspektive dann, wenn Organisationen nicht mehr relevante Umweltveränderungen wahrnehmen oder sie nicht in ihre Entscheidungslogik integrieren können. Die Systemtheorie spricht von „struktureller Kopplung“ und von „blinden Flecken“. Das System sieht nur das, was es sehen kann – und blendet den Rest aus und verliert mithin seine Fähigkeit, sich erfolgreich auf Umweltveränderungen einzustellen.

Zurück zu nachhaltiger Wettbewerbsfähigkeit  

Untersuchungen zeigen einerseits, dass nur etwa 10% der Sanierungen wirklich erfolgreich verlaufen und andererseits die Gründe in der Schwächen des Managements, Struktur- bzw. Prozessdefiziten und nicht wirksamer Kommunikation liegen, die sich dann in einem fehlenden Controlling sowie in einer unzureichenden Finanzierung zeigen. Ferner kann festgestellt werden, dass Unternehmen nahezu immer zu spät und zu wenig ausgeprägt auf Marktveränderungen reagieren. Während der klassische, betriebswirtschaftliche Ansatz einen Fokus auf das Controlling und die finanzielle Steuerung legt, ist die Systemtheorie, wie aufgezeigt, die ideale Erganzung dazu, weil sie Unternehmen in ihrer Kommunikation, dem Management und den Strukturen beschreibt und insbesondere geeignet ist, auch komplexe dynamische Märkte zu beschreiben. Gelingt es Unternehmern oder Beratern diese Perspektive frühzeitig mit einzubinden, so können Krisensituationen früher antizipiert werden, weil sich das Unternehmen mit seinen Strukturen und Managementsystemen kontinuierlich selbst an dem Markt reflektieren und so ein Frühwarnsystem etablieren kann.

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